Sandmädchen
Sandmädchen
Ein Film von Mark Michel
Buch: Mark Michel & Veronika Raila
2017 Worklights Media Production & M ark Michel
Rezensiert von Dietmar Zöller
Dieser Film berührt. Man muss ihn mehrere Male anschauen, und man sollte die lyrischen Bekenntnisse von Veronika Raila, die die Texte nicht mit eigener Stimme vortragen kann, viele Male anhören.
Als Mensch mit autistischer Wahrnehmung höre ich mir die Texte an, ohne auf die Bilder zu achten. Dann erst richte ich meine Aufmerksamkeit auf die eindrucksvollen Bilder. Sanddünen. Sand, den der Wind verweht. Was für eine treffende Metapher für das autistische Dasein.
Auch ich erlebe mich an manchen Tagen wie ein konturloses Sandgebilde, das auseinanderzufallen droht.
Wenn Menschen, die den Film anschauen, an der Authentizität der lyrischen Texte zweifeln, gebe ich zu bedenken, dass keine Person mit „normaler“ Wahrnehmung die Erfahrungen des „Sandmädchens“ nachempfinden kann.
Die sachlichen Einblendungen über Veronika Railas Lebensgeschichte und über ihr Schicksal, das ohne das Lebenswerk der Eltern gar nicht zu verstehen wäre, lässt mich, der ich, als ich wenige Monate alt war, ins Leben zurück geholt werden musste, dankbar feststellen: Ich kann laufen und komme in gewohnter Umgebung zurecht, wenn ich so viel Unterstützung bekomme, wie ich an einem bestimmten Tag gerade brauche.
Das „Sandmädchen“, wie sich Veronika Raila selbst darstellt, hat keine Aussicht, sich ohne fremde Hilfe fortbewegen zu können. Auch wird sie nie ihre Hände einsetzen können, um sich selbst zu versorgen.
Ich empfehle diesen Film ausdrücklich und hoffe, dass viele, die den Film anschauen, nachdenklich werden und ahnen, dass in einem Menschen, der aufgegeben wurde, ein wacher Geist stecken kann.