Dietmar Zöller

Gedanken am Weltautismustag 2013


Gedanken
am Weltautismustag
2. April 2013
Heute ist Weltautismustag. Wen kümmert das? Es gibt viele
solche Tage, die gar nicht oder wenig beachtet werden. Warum rege ich mich dann auf?
Was mit Autismus gemeint ist, wissen die wenigsten genau.
So kommt es relativ häufig vor, dass der Begriff im
übertragenen Sinn benutzt wird. Es geht aber am
Weltautismustag, der weltweit seit 2008 begangenen wird, darum, an die Menschen zu denken, die unter einer Autismus-Spektrum-Störung leiden. In wissenschaftlichen Texten ersetzt der Begriff Autismus-Spektrum-Störung die alte Unterscheidung von frühkindlichem Autismus und
Asperger-Syndrom. In dem neuen „Wortungetüm“, das aus dem angloamerikanischen Sprachraum kommt (Übersetzung von autism spectrum disorder), stecken wichtige sachliche Informationen. Es gibt nämlich ein breites Spektrum von autistischen Beeinträchtigungen. Man muss sich das wie ein fortlaufendes Band vorstellen, an dessen Anfang Menschen versammelt sind, die mit
außerordentlich schweren Beeinträchtigungen und einem hohen Assistenzbedarf leben müssen. Viele dieser Men-schen lernen nie oder nur unvollkommen sprechen.
Wenn solche Personen schreiben können, wird in manchen Fällen zur Überraschung der Bezugspersonen offenbar, dass keine primäre Intelligenzminderung vorliegt.
In dem autistischen Kontinuum, das wir uns als ein Band
vorstellen wollten, begegnen wir Menschen mit
unterschiedlichen Auffälligkeiten, aber auch mit Fähigkeiten, die verblüffen. Gemeinsam ist aber allen Personen, die wir antreffen, dass sie sich schwer tun, in einem sozialen
Gefüge ihre Rolle zu finden.
Da, wo unser imaginäres Band ausläuft, treffen wir auf
Menschen, die gar nicht gern als „behindert“ angesehen werden wollen, die aber trotz akademischer Abschlüsse glaubhaft von Einschränkungen im sozialen Leben
berichten. Diese Menschen werden meist als „Sonderlinge“ wahrgenommen. Im beruflichen Leben fassen die wenig-sten Fuß, auch wenn sie gute Universitätsabschlüsse und manchmal sogar den Doktortitel vorweisen können.


Was kleine
Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung brauchen:
Eine Stimulierung des Körpers zur
Verbesserung der Körperwahrnehmung

Häufige Ansprache durch eine Bezugsperson, auch wenn es zunächst keine Reaktion zu geben scheint

Schutz vor Reizüberflutung, aber gezielte Angebote, um lernen zu können, visuelle Reize zu unterscheiden. Gleiches gilt für die Reize, die über die Ohren aufgenommen werden.

Interaktioinsspiele, d.h. mit dem Kind etwas
zu tun, was vom Kind eine Reaktion erfordert.


Was Schulkinder mit Autismus-Spektrum-Störung brauchen:
 
Eine kleine Klasse

 Lehrer, die gelernt haben, dass Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung  mannigfache Störungen  bei der Reizverarbeitung und bei der Planung und Durchführung von Handlungsabläufen haben können
.

Lehrer, die gelernt haben, das vordergründiges (Fehl-) verhalten ihrer Schüler zu hinterfragen

Tolerante Mitschüler und tolerante Eltern der Mitschüler
Schulleiter, die bereit sind, unkonventionelle Wege zu beschreiten.

Was erwachsene Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung brauchen

Menschen, die akzeptieren, dass sich jemand anders verhält, als erwartet wird. (z.B. übergehen, dass die Person sie nicht anschaut.)

Freunde, Partner, die sie nehmen, wie sie sind.

Menschen, die sie unterstützen bei allen Angelegenheiten des Alltags, die sie nicht allein bewältigen.

Großzügige Mitmenschen, die bei unkontrollierten Bewegungen und Lautäußerungen wegschauen.


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