Dietmar Zöller

Aber das warten


Ich überlege, wann ich begonnen habe, auf etwas zu warten.
Könnte es sein, dass das warten begann, als ich ein Säugling war?
Was fühlte ich, wenn ich Hunger empfand?
Wartete ich auf Mutters Brust, die meist leer war?
Wartete ich darauf, herumgetragen zu werden?
Was ich empfand, verschwindet im Nebel des Unbewussten.
Aber dann war da eine Stimme, die wohlklingend in mich eindrang, vielleicht wartete ich auf die zarte Stimme
meiner Mutter.
Wann wurde mir bewusst, dass ich auf etwas wartete?
Ich war schon im Schulalter, als Mutter mich manchmal allein ließ,
weil in der Schule die Schüler auf sie warteten.
Angestrengt horchte ich, ob ich das Geräusch unseres Autos hören konnte.
Ich wartete voller ungeduld, bis sie endlich kam.
Das Geräusch, wenn das Garagentor einrastete, habe ich noch heute in meinem Hörgedächniss.
Ich weiß als Erwachsener, dass das leben aus Warten besteht.
Aber das Warten ist oft ein vergebliches Warten auf Wünsche, die unerfüllt bleiben.
Aber ein Wunsch geht ganz sicher in Erfüllung:
Mit dem Lebensende, hört das Warten auf!
Wie wahr, sagt meine Assistentin.
Ich habe ihr wohl aus der Seele gesprochen!


13.08.21



 

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